Butterblume in Afrika
Butterblume in Afrika

29.10.2015, Kluges Guestfarm/Toro Babies Home, Kabahango/Fort Portal

Heute hieß es früh aus den Federn. Das Wetter war regnerisch und Stefan warnte uns gleich beim Frühstück, dass bei Regen eh niemand pünktlich zur Arbeit erscheinen würde. Könnten uns also ruhig Zeit lassen, um ins Waisenhaus zu fahren. Etwas ungläubig registrierten wir diese Beschreibung ugandischer Arbeitsmoral.

 

Jochen und ich waren fast pünktlich gegen 08:40 Uhr im Toro BH. Niemand war da, weder die Bauarbeiter, noch die Christines, noch die deutschen Voluntärinnen. Lediglich Doorkeeper William, die Mothers und Kinder waren im Haus. Da hatte die Glaskugel des großen Häuptlings aus Kabahango aber gute Dienste geleistet. Ich übe immer noch mit meinem preiswert bei IKEA erworbenen Modell!

 

Gegen 09:15 Uhr telefonierte ich die Buchhalter-Christine an. Sie erschien nach 20 Minuten. Christine telefonierte die Matron und die Bauarbeiter an, während ich eine Einkaufsliste der lagerbaren Lebensmittel und sonstigen Verbrauchsmaterialien des Toro BH für ca. einen Monat erstellte.

 

Meine Hospitationsgruppe traf ohne die betthütende Ulrike gegen 10:00 Uhr ein. Christine Buchhalterin übernahm die Begrüßung und informierte die KollegInnen über die Entstehungsgeschichte und den aktuellen Status des Waisenhauses.

Hillary, Toro Babies Home, Fort Portal
Hillary, Toro Babies Home, Fort Portal

Das Grundstück, auf dem das Waisenhaus errichtet wurde und die Plantage zur Frischlebensmittelversorgung bei Kasese wurde seinerzeit von der anglikanischen Church of Uganda zur Verfügung gestellt. Die katholische Kirche hat die Bauausführung der drei unteren Häuser (Verwaltungsgebäude) übernommen. Geldleistungen zum Unterhalt des Waisenhauses sind in den ganzen Jahren jeweils einmal 500.000 UGX und 1.000.000 UGX von den Kirchen geleistet worden, so dass sich das Toro BH aktuell nur aus Spenden von Besuchern finanziert. Das Geld zum Bau der unteren beiden Gebäude wurde von der norwegischen Dame aufgebracht, welche sich aber nun aus dem Projekt zurückgezogen hat. Die sechs Oberhäuser, in den die Kinder mit den Mothers wohnen, wurden mit Geldern von der Deutschen Kindernothilfe errichtet. In jedem Haus können sechs Kinder untergebracht werden. Es verfügt über ein Bad, einen Schlafraum für die Kinder, ein Esszimmer und einen kleinen privaten Raum für die „Mother“.

 

22 Kinder, davon sechs behinderte Kinder/Jugendliche wurden im Oktober 2015 von drei Mothers/Müttern (Lucy, Magret und Rosette) und zwei Relieve Mothers/Ersatz-Müttern (Beatrice und Christine) betreut. Im März 2014 lebten noch ca. 60 Kinder im Waisenhaus. 16 dieser Kinder wurden aus finanziellen Gründen an das SOS-Kinderdorf in Fort Portal abgegeben. Einige Kinder fanden Unterschlupf in Waisenhäusern in Jinja und Kampala. Die behinderten Kinder wollte keine andere Einrichtung aufnehmen.

 

Zum weiteren Personal gehören zwei Gate Keeper (William und Edward), die Buchhalterin Christine und die Matron Christine. Außerdem zwei Voluntärinnen aus Deutschland, die die Mütter bei der Versorgung der Kinder unterstützen und sich mit ihnen beschäftigen. Die Mothers sind sehr ausgelastet mit Kochen, Wäschewaschen und Sauberhalten der Häuser.

 

Während die KollegInnen die Kinderhäuser besichtigten, Jochen die Handwerker einwies und überwachte, kauften Christine und ich für das Waisenhaus ein. Hassan, der Fahrer Hassan meiner Hospitationsgruppe, fuhr uns ins Zentrum. Lebensmittel, Reinigungsmittel, Kinderkosmetik, Streichhölzer, Glühbirnen standen auf dem Einkaufszettel. Bis auf Erbsen - die gerade out of Season waren - und Erdnüsse, konnte die Liste abgearbeitet werden. Ich legte die Kosten zunächst aus, um später mit Stefan abzurechnen. Rasch war alles erledigt, der Van vollgepackt und im Toro BH mit vereinten Kräften wieder ausgeladen.

bei Mulindwa & Sons Nahrungsmitteleinkauf für das Toro BH, Fort Portal
bei Mulindwa & Sons Nahrungsmitteleinkauf für das Toro BH, Fort Portal
bei Mulindwa & Sons Nahrungsmitteleinkauf für das Toro BH, Fort Portal
bei Mulindwa & Sons Nahrungsmitteleinkauf für das Toro BH, Fort Portal
bei Mulindwa & Sons Nahrungsmitteleinkauf für das Toro BH, Fort Portal
Lebensmitteleinkauf für einen Monat, Toro Babies Home, Fort Portal
Lebensmitteleinkauf für einen Monat, Toro Babies Home, Fort Portal
Mothers, Toro Babies Home, Fort Portal

Zum Mittagessen kehrten wir im Gardens Restaurant ein. Zum draußen Sitzen war es viel zu windig, aber wenigsten hatte der Regen nachgelassen. Hier wird ein leckeres Buffet angeboten, welches für Tour Guides und Driver umsonst ist. Entsprechend zufrieden sah Hassan aus, als er mit vollgepacktem Teller um die Ecke kam (grins).

 

Hassan verfügt übrigens über ein abgeschlossenes Pädagogikstudium und hat anschließend auch noch Tourismus studiert. Neben seiner Muttersprache spricht er natürlich Englisch, aber auch perfekt Französisch und gutes Spanisch. Er war ein sehr aufmerksamer Guide, der die Stimmung und Befindlichkeiten der Gruppe in jeder Situation erspürte. Ganz davon abgesehen, dass er immer gute Laune versprühte und ein Lachen auf dem Gesicht hatte. Mit Esther, unserer Schweizerin, parlierte er viel auf Französisch, welches Esther wiederum für alle Anwesenden ins Deutsche übersetzte. Die Gruppe war begeistert von Hassan. Am besten hatte es ihnen auf der bisherigen Tour in der Pakuba Safari Lodge im Murchison Falls Nationalpark gefallen. Diese neue Lodge mit direkter Lage am Ufer des Albert Nils und den Game Tracks bot einen ausgezeichnten und aufmerksamen Service. Von sehr erfahrenen und kundigen Guides  wurden dort für die KollegInnen interessante Bush-Walks und Game-Drives angeboten. Wohingegen Ulrike doch so ihre gebackenen Probleme mit den einfachen, aber dunklen Holzcottages und waldbewohnenden Insekten im Budongo Camp hatte.

 

Anschließend wurden viele Shillingis im Craft Shop gelassen – läuft unter dem Motto direkte Entwicklungshilfe! Aber nein, die hübschen von Hand hergestellten ca. 30 cm großen Stoffpuppen sind wirklich sehr, sehr preiswert, lassen sich wunderbar in der Reisetasche transportieren und vielleicht kann man sie zugunsten des Waisenhauses hier in Deutschland verkaufen. Habe jedenfalls erst mal sechs weitere Exemplare in mein Eigentum übergehen lassen. Da Hassan irgendetwas am Van reparieren wollte und gegen 17:00 Uhr noch nicht zurück beim Gardens war, sind wir zu Fuß zurück Richtung Waisenhaus getrabt - nicht ohne einen Blick in jeden zweiten Shop zu werfen, aber es gab immer  wieder dringende Special Needs.

Hassan, Gardens Restaurant, Fort Portal
Hassan Teller..., Gardens Restaurant, Fort Portal
Fort Portal
Fort Portal

Zurück im Waisenhaus spielten wir mit den Kindern. Die neuen Bälle sind der Hit und die Zwerge hatten einen Mordsspaß. Am späten Nachmittag kam dann auch Hassan mit repariertem und gewaschenen Van zurück. Er hatte mal eben an der Total-Tankstelle die Achse aus- und wieder eingebaut. Na Bravo! Unser Landcrusier stand übrigens auch schon wieder auf dem Hof. Es gab ein Problem mit festsitzenden Radnaben. Bei einer Probefahrt konnte sich Jochen von der Funktionalität des  4x4 überzeugen und entließ Gerald & Co wieder Richtung Kampala. Die Total-Tanke schien für Reparaturen äußerst beliebt zu sein.

 

Wir verabschiedeten uns auf Morgen und bummelten am frühen Abend wieder auf Kluges Guestfarm ein. Leider ging es Ulrike gesundheitlich immer noch nicht besser und offensichtlich hatte sie ihren Erkältungsvirus nun auch an Barbara und Matthias verteilt. Stefan berichtete stolz, dass er nunmehr eine professionelle Wetterstation ist und die Daten global im Netz meldet. Laut seinen Aufzeichnungen hatte es im Oktober (und es war ja erst der 29.10.!) bisher 900 mm Regen gegeben. Dies ist im Mittel mehr wie in Deutschland im ganzen Jahr! El Nino halt! Das Dinner war wieder köstlich. Jochen und ich packten schon einmal unsere Sachen zusammen. Morgen ziehen wir um ins Privathaus.

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