Butterblume in Afrika
Butterblume in Afrika

28.10.2015, Kluges Guestfarm/Toro Babies Home, Kabahango/Fort Portal

Von laut brüllenden Colobusaffen geweckt schlichen wir gegen 06:00 Uhr noch etwas verschlafen in die Sanitärabteilung der Campsite und genossen die heiße Dusche. Wie uns von anderen Ostafrika-Campern mehrfach in den letzten Jahren berichtet wurde, sind die Sanitäranlagen der Guestfarm verglichen mit den meisten anderen, ein völlig unerwarteter Luxus.

 

Der weitere Morgen bescherte uns dann herrliches Bilderbuchwetter. Während Stefan, seine Crew und Jochen versuchten den Wagen aus dem aufgeweichten Gelände zu bergen, widmete ich mich wieder den Vögeln. Viele verschiedene Blumen und Ziersträucher wurden liebevoll von Mariam gehegt und entsprechend fanden hier zahlreiche Nektarvogelarten ihr passendes Frühstück. Nach gut einer Stunde konnten Stefan und Jochen die erfolgreiche Befreiung des Landcruisers vermelden. Die unbefestigte Zufahrt zur Campsite präsentierte sich in etwas ramponierten Zustand…

Ziernektarvogel/Variable Sunbird (Cinnyris venustus) ♂, Kabahango, Uganda
Bergdrongoschnäper/White-eyed Slaty-Flycatcher (Melaenornis fischeri), Kabahango, Uganda
Aletis sp., Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
Preussnektarvogel/Northern Double-collared Sunbird (Cinnyris reichenowi reichenowi) ♂, Kabahango, Uganda
Kronentoko/Crowned Hornbill (Tockus alboterminatus), Kabahango, Uganda

Während Mariam schon recht früh am Morgen mit dem Pickup zum Markt fuhr (in Mugusu war Mittwochs großer Straßenmarkt) genossen wir in Ruhe das leckere Frühstück und machten uns gegen 10:00 Uhr zusammen mit Stefan in getrennten Autos auf nach Fort Portal. Aufgrund der aufgeweichten Hauptzufahrt nutzen wir die wesentlich bessere, erst letztes Jahr angelegte Zufahrt in Richtung Mugusu.

 

Uns bot sich ein fantastisches Panorama während wir durch die giftgrünen Plantagen vorbei an kleinen Ansiedlungen führen. Im Hintergrund hatte sich sehr dekorativ einiges Gewölk auf die Gipfel der Ruwenzoris gelegt, die eine geologische Besonderheit darstellen, sind sie als einziges der hohen Gebirge Afrikas nicht vulkanischen Ursprungs, sondern durch Hebungsprozesse am Ostafrikanischen Grabenbruch entstanden.

 

Die Kinder winkten und schrieben aufgeregt "Mzungu, Mzungu", aber auch alle Erwachsenen machten ein freundliches Gesicht und grüßten zurück. Uns fiel auf, dass gerade in dieser Gegend alles piccobello sauber und keinerlei Müll an den Wegrändern zu sehen war. Sehr schön, wir freuten uns darüber!

Ruwenzoris im Hintergrund, zwischen Kabahango und Mugusu
zwischen Kabahango und Mugusu
zwischen Kabahango und Mugusu
zwischen Kabahango und Mugusu
zwischen Kabahango und Mugusu
zwischen Kabahango und Mugusu
zwischen Kabahango und Mugusu

Der Mugusu Market ist, als preiswertere Alternative zu Fort Portal, eine wichtige Einkaufsquelle der Einheimischen in der Region und stark frequentiert. Auch das Toro Babies Home kauft hier gerne ein. Vorbei an der Moschee erreichten wir das wuselige Fort Portal. Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich ein architektonisch ebenso schöner Hindutempel und die christlichen Kirchen fehlen natürlich auch nicht. Das friedliche Miteinander der Religionen, die spürbare Toleranz im Umgang miteinander machen dieses Land und seine Bewohner so liebenswert.

Mugusu Market
Moschee in Fort Portal

Die erste Station auf unserer To-Do-Liste führte uns in die Toyota Werkstatt, wo wir den Landcruiser vorstellten und ihn der Obhut des Mechanikers überließen. Mit Stefans Wagen ging´s dann weiter in die Ruhandika Street zum Hardware Dealer Stefans Vertrauens. Die Männer diskutierten mit dem indischstämmigen Inhaber die Materialliste, während ich für das Dekor und die Beschaffenheit der Fliesen zuständig war. In der von uns benötigten Menge war die Auswahl nicht groß, aber ich wollte doch noch einmal schauen, ob es nicht woanders noch etwas kindgerechteres gab. Ein Stück die Straße runter zog ich noch Bargeld am ATM der Barclays Bank.

 

Im zweiten Builders Market waren die Fliesen zwar hübsch anzusehen, aber viel zu teuer!!! Also zurück zum ersten Hardware Dealer, schlicht weiße Fließen für die Wände und gemusterte, angerauhte Fliesen für den Boden bestellt, damit die kleinen Zwerge nicht so schnell im Bad ausrutschen. Zement, Fliesenkleber, Sanitärkeramik etc. durften auch nicht fehlen. Für das Bauprojekt eröffnete Stefan ein Konto auf seinen Namen, so dass Jochen benötigtes Material jederzeit abholen konnte. Beim Inder konnte Jochen seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Feilschen, ausführlich nachkommen und er hatte sichtlich Spaß.

Fort Portal

Kurze Stippvisite in der Autowerkstatt: Das Kabel zur Differentialsperre war nicht angeschlossen. Der Allrad funktionierte immer noch nicht, weil ein Problem mit der Radnabe vorliegt. Wir beschlossen daraufhin erst einmal Douglas zu informieren, der uns sein Serviceteam aus Kampala ankündigte. In drei bis vier Stunden könnten sie in Fort Portal sein. Für die Reparatur an der Elektrik ließen wir 50.000 UGX springen.

 

Nebenan, bei einen weiteren Bauhändler, erwarben wir für umgerechnet 5 € je Paar Gummistiefel für das anstehende Gorillatracking. Sie würden uns ggfs auch auf den Schlammpisten von Nutzen sein, falls wir nochmals stecken bleiben.

 

Bewaffnet mit zwei Musterfliesen suchten wir das Waisenhaus auf und ließen die Auswahl der Fliesen von Matron Christine absegnen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte die Matron auch günstige arbeitende Fliesenleger engagieren. Sie würden für 7.000 UGX Lohn pro qm arbeiten. Der Sanitärfachmann David is ein ehemaliges Kind des Toro BHs und hat hinsichtlich seiner handwirklichen Fähigkeiten einen guten Ruf. Sanitär- und Fliesenlegearbeiten sollten am folgenden Tag um 08:30 Uhr starten. Mit den beiden Christines wurde besprochen, dass das von uns gesponserte Kinderfest für das TBH am 30.10.2015 um 12:00 Uhr im Waisenhaus steigen soll. Das Catering würde Kluges Guestfarm liefern. Wir diskutierten die Menue- und Getränkewünsche, die teilnehmende Personenzahl und die Möblierung. Unterstützen würden uns die beiden deutschen Voluntärinnen Lea und Michelle, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr hier über das Weltwärtsprojekt absolvierten und den Mothers bei der Kinderbetreuung unter die Arme griffen.

 

Stefan verabschiedete sich Richtung Farm. Es gab noch viel für ihn zu tun. Am Abend es wurden weitere Übernachtungsgäste erwartet und das Dinner musste vorbereitet werden. Im Garden Restaurant genehmigten Jochen und ich uns einen kleinen Imbiss und einen Kaffee. Der Craft Shop nebenan hatte ein sehr gutes Angebot. Ich erstand Postkarten, ein Geschenk für Ulrike, die heute Geburtstag hat und am Abend mit meiner sechsköpfigen Hospitationstruppe anreiste. Jochen besorgte im örtlichen Post Office die benötigte Anzahl Briefmarken. Der gegenüberliegende große Mpanga Market war auch noch einen Bummel wert. Hier erstand ich Bälle für die Waisenhauskinder.

 

Der Himmel verfinsterte sich schon wieder und öffnete seine Schleusen großzügig als wir gegen 15.00 Uhr zurück zur Farm fuhren. Was ist das denn? Ich musste mir vor Schreck die Augen reiben: Aus der grauen Regenfront kam uns ein wunderliches Gefährt entgegen. Karnevalsumzug in Uganda? Später stellte sich heraus, dass bereits rege Wahlkampfaktivitäten entfaltet wurden und man mit allen Mitteln um die Gunst der Wählerschaft buhlte.

 

Die unwetterartigen Wassermassen beendeten den Straßenmarkt in Mugusu ziemlich abrupt. Rette sich und seine Waren wer kann.

Fort Portal - Mugusu
Fort Portal - Mugusu
Mugusu

Die Erdpiste nach Kabahango nahmen wir vorsichtig unter die Räder und fuhren kurz vor der  Farmzufahrt auf einen vor uns fahrenden Landy mit Schweizer Kennzeichen auf und konnten ihn noch warnen in die „Rutschbahn“ zur Campsite abzubiegen. Am zentralen Parkplatz stürmte Robert bewaffnet mit Regenschirmen herbei. Sehr aufmerksam! So lernten wir Angelica und Daniel aus Bern kennen, die sich seit September mit ihrem Landrover Defender von Nambia aus bis Ostafrika hochgearbeitet hatten und so langsam bis März  2016 wieder zurück in das südliche Afrika reisten. Zwischenzeitlich waren auch noch zwei Pforzheimer Selbstfahrer mit ihrem Nissan Patrol angekommen. Ebenfalls Langzeitreisende mit Ziel Nambia, die beschlossen auf dem kleinen Rasenstück vor den Sanitäranlagen auf der Campsite im Dachzelt zu übernachten, während Angelica und Daniel das Terrain des zentralen Parkplatzes als Schlafplatz auserkoren hatten.

 

Bei einem guten Kaffee klönten wir ein wenig, während ich mir bereits Sorgen machte, wo meine Hospitationsgruppe blieb. Die sechs KollegInnen aus dem medizinisch-pflegerischen Bereich hatten die von mir ausgearbeitete klassische Uganda-Tour bereits am 19.10. angetreten und zunächst in Kampala das staatliche Lubaga Hospital, Ziwa Rhino, Murchison Falls und Budongo zu sechst mit Fahrer in einen Allrad-Van von Douglas besucht. Heute stand die gefürchtete lange Erdpiste zwischen Hoima und Fort Portal auf ihrem Programm.

Daniel und Angelica, Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda

So langsam machte ich mir wirklich Sorgen um meine Gruppe, denn den Driver Hassan versuchte ich bereits seit mittags telefonisch unter verschiedenen Nummern erfolglos zu erreichen. Ich wollte sie bitten auf keinen Fall über die Hauptzufahrt aus Fort Portal nach Kabahango zu fahren. Gegen 18:00 Uhr fuhr der Van endlich vor und ihm entsprangen sechs total verdreckte Reisende. Wir begrüßten sie erleichtert. Meiner lieben Kollegin Ulrike gebührte eine ganz besonders herzliche Umarmung. Sie hatte mal wieder in Afrika Geburtstag. Bereits 2013 fand ihre Feier im Etosha Nationalpark/Namibia statt.

 

Die Gruppe war morgens erst spät aus Budongo aufgebrochen, die Erdpiste Hoima-Fort Portal war wie Schmierseife, sie kamen nur langsam und vorsichtig fahrend voran und hatten sich in der Zufahrt zur Farm trotz Allrad festgefahren. Über eineinhalb Stunden benötigten sie unter vereinter Mithilfe der Dorfbevölkerung bis sie den Van befreit hatten. Hmmh, ein kurzer Anruf auf Kluges Guestfarm hätte genügt, um die Aktion ein wenig zu verkürzen.

 

Nach obligatorischen Gruppenfoto hieß es erst einmal Einchecken, Bungalows beziehen und Duschen. Gerald, Douglas Servicemitarbeiter, rief an und teilte mit, dass sie nun in Fort Portal wären und zur Farm rauskommen würden. Dies machte aber bei einsetzender Dunkelheit und Schlammpiste keinen Sinn mehr. Ich bat Gerald sich zusammen mit seinem Kollegen in Fort Portal ein Bett für die Nacht zu suchen. Er könne den Landcruiser morgen früh beim Waisenhaus in Fort Portal übernehmen und durchchecken.

 

Vorm Dinner hielt Jochen eine kleine Rede (der kahle Harry ritt wieder durch die Gegend) und endlich konnten wir Stefan leckeres Buffet entern. Es gab eine fantastisch gewürzte Kürbissuppe, verschiedene Salate und der Fisch in Kokossoße war ein Gedicht.

 

Die von Mariam in Fort Portal bestellte Geburtstagstorte wurde - so wie sich das gehört - mit Geburtsständchen (und leichtem Schreibfehler) kredenzt. Abgesehen davon hatte Ulrike Fieber, einen Erkältungsvirus aus Deutschland eingeschleppt und es ging ihr gesundheitlich gar nicht gut.

 

Den wettertechnisch trockenen Abend ließen wir gemütlich am Lagerfeuer ausklingen, während die Hospitanten ihre erste Ugandawoche Revue passieren ließen.

nach der Schlammschlacht: Julia, Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
unser Geburtstagskind, die kranke Ulrike, Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
Angela, Matthias, Esther, Julia, Ulrike, Barbara, Hassan
Der kahle Harry reitet wieder..., Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
Geburtstagsfeier für Ulrike, Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
... mit kleinem Schreibfehler des Bäckers..., aber dafür in herrlichem Pink!
Geburtstagsfeier für Ulrike, Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
Geburtstagsfeier für Ulrike, Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
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Ulrikes Geburtstag, Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
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